Lockdown hinter den Kulissen

Corona – Pandemie – Lockdown. Gibt es Licht am Ende des Tunnels?

In letzter Zeit denke ich mir oft, dass wir unsere Erlebnisse aus den vergangenen zwei Jahren aufschreiben müssen, damit die ganzen Geschehnisse nicht irgendwann in Nebelschwaden verpuffen und in Vergessenheit geraten. In 50 Jahren gelten wir sicher als Zeitzeugen einer weltweiten Pandemie und mit der Zeit verblassen die Erinnerungen. Wahrscheinlich muss das auch so sein, weil unser Gehirn sonst platzen würde bei all den Informationen, mit denen wir täglich konfrontiert werden. Trotzdem möchte ich gerne die letzten beiden Jahre einmal Revue passieren lassen. Wie hat es angefangen? Wie hat uns COVID-19 und der Lockdown als Familie und auch im Beruf verändert? Ein Blick hinter die Kulissen:

Für mich liegt der erste Lockdown gefühlt schon ein halbes Leben zurück. Das liegt vielleicht auch daran, dass er für meine 4-jährige Tochter tatsächlich die Hälfte ihres Lebens zurückliegt. Ich weiß noch, dass ich im Februar 2020 mit meiner Schwägerin telefoniert habe und mir Sorgen machte, dass der damalige Präsident der Vereinigten Staaten die Grenzen zu seinem Land schließt. Wir wollten Anfang März unsere lang ersehnte Florida-Reise antreten und Freunde und Familie besuchen.

Aus Spaß wurde Ernst – der erste Lockdown

Zwei Wochen später wurden meine Befürchtungen leider Realität. Und ein paar Tage vor unserem Abflug geschah das für uns damals Unmögliche. Wir überlegten in dem Moment sogar, unseren Flug umzubuchen und einfach sofort, noch am selben Tag zu fliegen. Im Nachhinein sind wir froh, es nicht getan zu haben. Wir nahmen damals auch an, dass sich die ganze Corona-Thematik bis zum Herbst erledigt hat und wir unsere Reise einfach ein Jahr später nachholen würden. Heute wissen wir, dass wir uns geirrt haben. Und unsere Reise? Tja, Florida ist derzeit kein Reiseziel mehr von uns, doch dazu später mehr …

Insgesamt sind wir bisher noch glimpflich durch die Pandemie gekommen und hatten sicher mehr Glück als andere. So sind wir 2019 in unser neues Haus mit Garten gezogen, gerade noch rechtzeitig vor der Ausgangssperre und den horrend steigenden Holzpreisen.  Im ersten Lockdown war neben meiner zweijährigen Tochter unser zweites Kind noch ein drei Monate altes Baby. Ich war in Elternzeit und musste nicht zwischen Kinderbetreuung und Arbeitszeit hin und her jonglieren. Ich konnte unseren Tagesablauf so gestalten, wie es für uns am besten passte und musste keinen Stundenplan oder irgendwelche Abgabefristen der Schule einhalten.

Natürlich war es auch anstrengend. Alle Spielplätze waren geschlossen, nur Lebensmittelgeschäfte und Drogerien geöffnet. Und Bastelmaterial im Onlinehandel zu bestellen, erwies sich irgendwann als echte Herausforderung, weil schlichtweg alles ausverkauft war. Kein Wunder, denn alle Eltern saßen deutschlandweit mit ihren Kindern zu Hause und brauchten dringend Beschäftigungsmaterial, wenn sie die Kleinen nicht den ganzen Tag vor Netflix und Co. parken wollten.

Nostalgie in schweren Zeiten

Oft denke ich auch ein bisschen wehmütig an den Lockdown zurück, auch wenn dies auf den ersten Blick eher abwegig erscheint. Ich erinnere mich, dass wir vor allem beim ersten Mal bis auf ein paar wenige Tage durchweg sonniges Wetter hatten. Es war ein richtig schöner Frühling, zumindest in Norddeutschland. Also konnten wir lange Spaziergänge unternehmen und frische Luft atmen. Die Zeit war zwar herausfordernd, andererseits auch unglaublich intensiv und ich weiß nicht, ob wir jemals wieder so viel geballte Zeit non Stop miteinander verbringen dürfen. Natürlich befanden wir uns in einer absoluten Luxussituation für diese schwierige Ausgangslage. Mit einem kleinen Baby zu Hause musste ich nicht gleichzeitig Homeoffice und Kinderbetreuung unter einen Hut kriegen. Die Einkäufe erledigte alle ausschließlich mein Mann. So waren meine Kinder und ich tatsächlich für mehrere Monate in unserer eigenen kleinen Blase.

Aber ich will hier auch nichts verschönen: Fast täglich liefen wir am Spielplatz vorbei, um dann traurig festzustellen, dass er immer noch abgesperrt war. Alles Bastelmaterial ist irgendwann aufgebraucht und Familie und Freunde wurden schmerzlich vermisst. Besser wurde es, als Baumärkte und Tierparks wieder öffnen durften. Es klingt vielleicht bescheuert, aber der Ausflug zum Baumarkt war ein wirkliches Highlight. Und unseren Tierpark in der Nähe werde ich wahrscheinlich für den Rest meines Lebens mit Corona verbinden, weil wir während des zweiten Lockdowns mehrmals wöchentlich dort waren. Und genau an diese unbeschwerten Vormittage denke ich heute gerne zurück und weiß sie jetzt viel mehr zu schätzen als zum damaligen Zeitpunkt.

Heute leben wir einen ganz anderen Alltag: beide Kinder sind in der Kita, während ich im Homeoffice arbeite. Doch im Hintergrund sitzt immer die leise Angst als ständiger Begleiter: Ob alles gut gehen wird und wir mit einem blauen Auge davonkommen? Ob wir gesund bleiben und unsere Kinder weiterhin die Kita besuchen dürfen?

Andere Länder, andere Sitten

Im Leben unserer Freunde aus Florida spielt Corona schon lange keine Hauptrolle mehr. Sie hatten inzwischen selbst das Virus, lagen zwei Wochen mit heftigen Gliederschmerzen, Fieber und Erschöpfung sowie Geschmacklosigkeit im Bett und konnten nicht am normalen Alltagsleben teilnehmen. Und trotzdem sind sie absolute Impfgegner. Für mich ist das unverständlich und es stellt unsere Freundschaft auf eine harte Probe. Dennoch leben sie in den USA ein anderes Leben als wir hier in Deutschland oder Europa, deshalb kann ich über sie nicht urteilen. In Florida ist es immer warm und laut ihren Aussagen hatten bereits alle in ihrem Freundeskreis COVID-19 und niemand wolle sich in Zukunft impfen lassen.

Natürlich hatten sie auch einen Lockdown und ihre Kinder mussten einige Wochen zu Hause unterrichtet werden. Aber erstens gab es nur diesen einen Lockdown und nicht mehrere. Zweitens ist die USA in Sachen Digitalisierung einfach viel weiter als wir es in Deutschland sind. So berichtete mir meine Freundin, dass ihre Töchter in der Schule keine Maske tragen müssen, weil dort spezielle Filteranlagen eingebaut worden sind. Also genau das, was hier seit zwei Jahre für Kitas und Schulen gefordert wird. Weiter wurden den Eltern nach dem ersten Lockdown drei Anwesenheitsmodelle zur Verfügung gestellt, aus denen sie frei wählen konnten: Es fand kompletter Präsenzunterricht statt, dazu gab es eine hybride Form mit Präsenzzeiten und Homeschooling oder als drittes Modell ausschließlich Homeschooling. Zu Hause wurden die Kinder einfach per Livestream in die jeweiligen Klassenräume zugeschaltet. Es klingt so einfach und doch sind wir in Deutschland Lichtjahre davon entfernt.

Digitalisierung vielerorts ein Fremdwort

Meine Schwägerin, Mutter von zwei Kindern im Schulalter, rannte wöchentlich zur Schule, um in einer vor Tür stehenden Kiste alle möglichen Zettel einzusammeln, die von den Kindern zu Hause bearbeitet werden mussten. Anschließend musste die Zettelwirtschaft wieder zur Schule gebracht werden. Und als es dann endlich eine Online Plattform gab, dauerte es teilweise Stunden, bis mein Neffe endlich Zugriff hatte. Sicher gibt es auch in Deutschland Unterschiede und hier und da funktioniert es schon wesentlich besser. Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass wir uns mit unserer Bürokratie und den ganzen Datenschutzverordnungen immer öfter selbst ein Bein stellen und so wichtige Zeit im weltweiten Wettbewerb der Digitalisierung verlieren.

Und während ich diese Zeilen schreibe, bekomme ich einen Anruf aus der Kita, dass ich meine Tochter abholen muss, weil ein Kind aus ihrer Gruppe mit einem PCR-Test positiv auf die Omikron-Variante getestet wurde. Das Corona-Karussell dreht sich weiter und ein Licht am Ende des Tunnels sehe ich noch nicht. Fortsetzung folgt …

 

Ein Beitrag von Franziska D., Mutter zweier Töchter und Marketing Managerin in Teilzeit bei der akquinet AG.

 

VERWANDTE BEITRÄGE IM HEALTH & SOCIAL CARE BLOG

Digitalisierung in Health & Social Care

Fachtagung für die Sozialwirtschaft: Pandemie – Desaster oder Weckruf?