Plattformökonomien im Kontext eines regionalen Sozialunternehmens

Fachtagung Plattformökonomie in der Sozialwirtschaft am 19. Februar in Hamburg – ein Rückblick

Im zweiten Vortrag stellte Ronald Neef, Leiter Fachbereich IT & Technik der BRÜCKE LÜBECK gGmbH, die Digitalisierung des Anbieters innerhalb der letzten 20 Jahre vor. Die BRÜCKE LÜBECK bietet an 20 Standorten Angebote für psychisch Erkrankte an. Das Unternehmen hat 420 Angestellte und kooperiert eng mit der Stadt Lübeck. 2011 entschied man sich dazu die IT zu zentralisieren und alle Leistungen und Daten aus einem Rechenzentrum heraus bereitzustellen. Ronald Neef betonte, wie wichtig es in der Umstellung sei, alle Mitarbeitenden „mitzunehmen“ und sie zu überzeugen, dass vertraute Arbeitsprozesse zugunsten höherer Sicherheit und Datenschutz von sehr sensiblen Patientendaten und besserem Datenaustausch verändert werden müssen. Als Herausforderungen für die Zentralisierung der IT nannte er die Homogenisierung der diversifizieren Softwarelandschaft, das Konsolidieren und Harmonisieren von Updates und Releases durch Abhängigkeiten zu anderen Systemen und die aufwendige dezentrale Verantwortlichkeit der bestehenden IT-Landschaft.

Ronald Neef sah bisher noch keine Konkurrenz aus der Cloud, aber deutlichen Bedarf alle Prozesse weiter zu digitalisieren. Gute Möglichkeiten für digitale Angebote sah er in der orts- und zeitunabhängigen Information von Kunden, zum Beispiel über Datenbrillen, wie auch im Bereich der Selbsthilfe. Denkbar sei auch ein Chatbot, der außerhalb der Geschäftszeiten bereitstehe und so erste Informationen anbieten kann. Neef betonte allerdings, dass die Beziehungspflege mit dem Kunden immer menschlich sei und bleibe. Bei allen Online-Angeboten müsse beachtet werden, dass der Schutz der Kundendaten oberste Priorität habe.

Investitionskosten und Qualifizierung der Online-Angebote als Hindernisse

Als große Hindernisse in der Entwicklung von Onlineangeboten für Kunden nannte er neben dem Datenschutz die Investitionskosten, die Zertifizierung und therapeutische Qualifizierung der neuen Angebote, die absolute Nutzerfreundlichkeit und Transparenz der Angebote und die Zulassung durch die Krankenkassen. Auch sei es schwierig, Entwickler zu finden, die neben Fachexpertise auch die Anforderungen an ein solches psychotherapeutisches Angebot kennen. Als Beispiel nannte er die in anderen Bereichen oft übliche Bewertung des Anbieters. Bei Menschen mit psychischen Krankheiten sei es sehr fraglich, ob eine Bewertung des Therapeuten sinnvoll sei.

Teil 3 vom Rückblick des Fachtags Plattformökonomie für die Sozialwirtschaft bei AKQUINET:

Plattformökonomien im Kontext eines überregionalen Sozialunternehmens