Inklusion gelingt nicht nebenbei

inklusion-healthblog-akquinetAm schönsten wäre es, wenn Inklusion von Menschen mit einer Behinderung so normal wäre, dass es keine Preise mehr bräuchte.

Im Dezember 2019 hat AKQUINET mit zwei weiteren Unternehmen den Hamburger Inklusionspreis gewonnen. Wir freuen uns natürlich sehr darüber und sind stolz auf unsere besondere Geschichte. Denn unser erstes inklusives Rechenzentrum haben wir schon 2004 zusammen mit der Evangelischen Stiftung Alsterdorf auf dem Campus am Alsterdorfer Markt gebaut.

Seit Gründung des Integrationsbetriebes als gGmbH im Jahr 2004 ist viel passiert. Wir sind als AKQUINET kräftig gewachsen. Aus dem kleinen Integrationsbetrieb ist im Verbund der Gruppe ein anerkannter Rechenzentrumsbetreiber mit einem breiten Serviceangebot für viele Kunden geworden. Mittlerweile betreiben wir vier inklusive Rechenzentren. Unsere Kunden schätzen unsere Philosophie, erwarten aber natürlich dennoch einen absolut verlässlichen Service. Über die Jahre haben wir den inklusiven Gedanken mehr und mehr auf die gesamte Gruppe übertragen und stellen auch jenseits der gGmbH bevorzugt Menschen mit einer Behinderung ein.

Über die Jahre konnten wir – ich bin bereits seit 2007 bei AKQUINET an Bord – viele Erfahrungen sammeln. Unsere wichtigste ist, dass Inklusion nie nebenbei gelingt. Alle Beteiligten müssen im ständigen Austausch miteinander sein: Passt der Arbeitsplatz, wie arbeitet das Team zusammen, welche Belastungen gibt es, wie können wir Krankheitsausfälle ausgleichen? Wir wissen also, wie es ist, das Thema „Inklusion“ in all seinen Facetten im Alltag aller Kolleg*innen zu verankern. Es geht darum, die Motivation zu erhalten, die Unterstützungswilligkeit zu fördern und ein gemeinsames Verständnis zu schaffen. Viele Erfahrungen konnten wir auch in der Suche nach neuen Kolleg*innen mit einem Handicap sammeln. Außenstehende können es sich kaum vorstellen: Aber es ist nicht leicht, unsere Stellen überhaupt zu besetzen. Denn ob mit oder ohne Handicap, der oder die Kollegin muss ja auch zu uns passen, von der Persönlichkeit und von den Fähigkeiten und Potenzialen her. In den letzten 15 Jahren haben wir auch gelernt, wie wichtig es ist, sich gut zu vernetzen, zum Beispiel mit Arbeits- und Integrationsämtern. Und wir wissen, welche Hilfsmittel und Unterstützungsmöglichkeiten es gibt, um Handicaps auszugleichen, und wie man sie auch erhält. Das können Hilfsmittel wie ein Screenreader, die Buchung eines Gebärdendolmetschers oder ein besonderes Auto sein.

Blickt man auf die heutige Gesellschaft, gewinnt man den Eindruck, dass die berufliche Inklusion selbstverständlicher geworden ist und die Gesellschaft offener auf das Thema reagiert. Mit dem Inkrafttreten des Bundesteilhabegesetzes war das Thema in den letzten Jahren verstärkt in der gesellschaftlichen Diskussion. Dennoch sieht die Realität aber weiter so aus, dass Menschen mit einer Behinderung unterdurchschnittlich von dem aktuellen Beschäftigungshoch profitieren. Die gesellschaftlichen Forderungen und die Gesetzeslage führen noch nicht zu einer ausreichenden Verbesserung der beruflichen Inklusion.

Da ist ein Preis wie der Hamburger Inklusionspreis ein gutes Signal. Er zeigt: Es gibt viele Unternehmen, von klein bis groß, bei denen berufliche Inklusion gelingt. Mehr als das erzählen die Beispiele meist davon, wie sehr die Unternehmen von der Inklusion profitieren. Wir freuen uns immer, wenn wie erzählen können, wie unser Team durch die Inklusion gewinnt, wie im vergangenen Jahr sogar bei der „Microsoft Inspire“ in Las Vegas.

Doch viel schöner wäre es doch, wenn kein Unternehmen mehr als Leuchtturm dienen müsste, weil alles hell erleuchtet ist. Leider kaufen sich Unternehmen aber weiter von ihrer Verpflichtung durch das Zahlen der Ausgleichsabgabe an die Integrationsämter frei. Sicher spielen dabei Ängste und Unwissenheit weiter einer Rolle. Doch die Anzahl an Menschen mit einer Schwerbehinderung wird nicht sinken: Heute ist immer häufiger eine im Lebensverlauf erworbene Krankheit Ursache einer Schwerbehinderung. Hinzu kommt die steigende Zahl an Arbeitnehmern mit einer psychischen Einschränkung.

Die Politik versucht ebenfalls, die Inklusion voranzubringen und damit auch den Unternehmen zu helfen, zum Beispiel durch den barrierefreien Ausbau im öffentlichen Nahverkehr oder eine bessere Inklusion in den Schulen. Doch einige der Maßnahmen erscheinen einem eher als ein spontanes Lippenbekenntnis, denn als dauerhafte Strategie.

Dennoch, wir sollten gemeinsam weiter daran arbeiten, dass die Inklusion innerhalb der Unternehmen, im öffentlichen Raum und in unserer Gesellschaft gelingt. Jeden Tag ein Stück weiter.

Gastautor: Jens Ehlers, akquinet Outsourcing gGmbH, Geschäftsführer

 

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